Geschichte des Fußball in Stetten

Über 90 Jahre alt ist der TSV Stetten. Ob bei der Gründung im Jahre 1909 in Stetten bereits Fußball gespielt wurde, wissen wir nicht. Es ist eher unwahrscheinlich. Vielleicht kickten Kinder mit „Saublodern“ (aufgeblasene Harnblase von Schweinen) auf der Straße, auf abgemähten Wiesen oder abgeernteten Feldern herum; nicht gern gesehen von den Erwachsenen, weil die Schuhe darunter litten. Einen Sportplatz gab es noch nicht, der wurde erst viel später auf der Wiese neben der ehemaligen Dreschhalle angelegt und dient heute als Parkplatz der Gaststätte und Metzgerei Bälz. Erstes Wissen um den TSV Stetten und den Fußballsport in Stetten entstammt u.a. mündlichen Überlieferungen, Erzählungen und Berichten alteingesessener Stettener Bürger.

In der Heilbronner Stimme ist erstmals am Donnerstag, den 16.Januar 1947 der TSV Stetten mit einem Spielergebnis abgedruckt. In der B-Klasse Heilbronn, Gruppe B verlor der TSV gegen Eibensbach auf dem alten Sportplatz in Stetten mit 0:4.

Welche Gründe führten dazu, mit dem aktiven Fußball im Jahre 1960 aufzuhören?

Heute würde man sagen, es fehlte an der Infrastruktur. Genauer gesagt war der Sportplatz neben der Dreschhalle von der Größe her absolut ungeeignet, um ein reguläres Fußballspiel durchzuführen. Dementsprechend eng und hektisch ging es bei den Spielen dann auch zu. Jüngere Spieler wechselten zu Nachbarvereinen (Gemmingen, Schwaigern, Leingarten oder Michelbach) oder hörten ganz auf mit dem Fußballsport. Endergebnis war: Abmeldung der Mannschaft vom Spielbetrieb. So war in der Endtabelle des Spieljahres 1961/62 der TSV Stetten nicht mehr vertreten.

Neubeginn:

Voraussetzung für die Ausübung eines zeitgemäßen Fußballsports war natürlich ein entsprechendes Sportgelände. Noch unter Alt-Bürgermeister Adolf Kern konnte zu Beginn der 70-iger Jahre der Bau des heutigen Sportgeländes in Angriff genommen werden. Im August 1971 wurde das neue Rasenspielfeld mit einem Freundschaftsspiel gegen den SV Schluchtern eingeweiht. Gefeiert wurde dieses Ereignis im damals ebenfalls neu errichteten Schulgebäude.

Am 30.08.1971 war in Stetten die 10 jährige fußballlose Zeit zu Ende. Der TSV Stetten a.H. nahm wieder am regulären Spielbetrieb des Württembergischen Fußballverbandes teil. Im Bezirk Unterland in der C-Klasse Zaber/Leintal spielten damals 14 Mannschaften. Erstes Spiel der Stettener war in Nordhausen, wo der damalige Meisterschaftsfavorit Nordhausen überraschend mit 3:4 gegen den Neuling verlor. Der damalige Stettener Trainer Helmut Rüber hatte bei der Mannschaftssitzung in der Bäckereigaststätte unseres Vereinsmitgliedes Gotthilf Schilling folgende Spieler im Aufgebot:
Walter Schmierer, Horst Groß, Rolf Ludwig, Friedrich Kümmerle, Willi Schuster, Gerhard Weissert, Kurt Kern, Helmut Rüber, Ernst Hergl, Armin Klingenfuß, Dieter Schuster, Werner Schilling, Walter Schilling

Der Zulauf an fußballinteressierten Spielern aus dem Ort selbst und auch zum Teil aus umliegenden Ortschaften war so groß, dass auch eine Reservemannschaft gestellt werden konnte. Hier kamen u.a. folgende Akteure zum Einsatz:
Ewald Pleiß, Robert Würz, Walter Neumann, Otto Joch, Walter Brunner, Walter Vöhringer, Eberhard Reichert, Klaus Fichtner, Gerhard Schilling

Bemerkenswert war und ist auch heute noch der große Zuschauerzuspruch bei den Heimspielen des TSV Stetten. Lautstark und mit viel Enthusiasmus feuerten selbst viele Fußballmütter und Partnerinnen “ihre“ Mannschaft an.

Eine große Erleichterung für den Spiel- und Trainingsbetrieb war der Neubau des Sportheimes (1974 – 1976). Bis zu dessen Einweihung wurde im Gasthaus Lamm geduscht bzw. im provisorisch umgebauten Toilettentrakt des alten Schulhauses. Der Weg vom und zum Sportplatz war jedoch unzumutbar weit, so dass die damalige Vorstandschaft nicht umhin kam, sich über einen Neubau Gedanken zu machen. Am 25. Juni 1976 war es dann soweit. Das schmucke Heim der TSV Familie konnte seiner Bestimmung übergeben werden. Bis zum Jahr 1994 wurde die Bewirtschaftung bei Trainings- und Spielbetrieb aus eigenen TSV Reihen bestritten. Anschließend wurde die Gaststätte an verschiedene Wirtsleute verpachtet.

Meistermannschaft72Ein erster sportlicher Höhepunkt gelang dem TSV Stetten in der Saison 1972/73, als im zweiten Jahr nach Wiederbeginn souverän und mit Abstand die Meisterschaft der damaligen C-Klasse errungen werden konnte. Auch der Reservemannschaft gelang es in dieser Saison, den Meistertitel zu erringen

Im dritten Jahr (1975/76) der Zugehörigkeit zur B-Klasse musste dann allerdings wieder der Abstieg in die C-Klasse verkraftet werden.

MeisterZeltDanach wurden etliche Anläufe gestartet, um wieder aufzusteigen. Lange Zeit sollte es dauern, bis in Stetten wieder eine Meisterschaft gefeiert werden konnte. Unter Spielertrainer Robert Berg gelang in der Saison 1995/96 der sehnlichst erhoffte Aufstieg.
Die Meisterfeier im Festzelt neben dem Sportheim bleibt allen Beteiligten in unvergesslicher Erinnerung.

Eine weitere Meisterschaft gab es in der Saison 1996/97 zu feiern. Der Reservemannschaft gelang im ersten Kreisliga A Jahr auf Anhieb der Titel.

 

Rückblick

In den 90iger Jahren trafen sich die ehemaligen Spieler immer mal wieder in Stetten, um alte Erinnerungen aufzufrischen. Gustav Schmid hat anläßlich des 50 jährigen Jubiläumstreffens am 20.Januar 1996 in Gedichtform die damaligen Zustände und Geschichtchen wiedergegeben:

HStBild50Jahre Ich möcht Euch grüßen auf’s allerbeste
liebe Damen, Sportkameraden und auch Gäste
Man las und kann es heut noch lesen,
was vor 50 Jahr’ gewesen.

Der Krieg mit Bomben und viel Leid,
das wissen heut noch viele Leut.
Ein Gewirre und Gezerre,
sogar in Stetten Panzersperre.

Viele denken ganz verwundert,
dass schon vergangen ein halb Jahrhundert.
Doch als der Krieg dann war vorbei,
gibt’s zu berichten allerlei.

Ich möchte schier gar wetten,
es gab auch wieder einen TSV in Stetten.
Fußball wollte man dann spielen,
doch es war kein Ball, kein Platz zu kriegen.
Und als gelöst war dies Problem,
war manches wieder angenehm.
Doch auf dem Platz, das war kein Rasen,
man holte noch Futter für Ziegen und Hasen.
Viele Spieler waren auch bald da,
ob jung, ob alt oder auch Papa.

Kurz und Schehrer, Walderichs Fritz,
die Müllers, der Kühner, alles kein Witz,
Bock und Fenzel, Neumann, Kohl
Groß und Klein, ach war’s das wohl?
Richter, Scheerle, Schilling, Schmid,
sangen auch ein Fußballlied.
Viele waren da zuhauf,
auch der Georg Schlagenhauf.
Für’s Kicken gab es keinen Kreuzer,
das wußten alle, auch Kurt Schweizer.

Auch viele spielten schon mit Raffinessen,
ich kann Schilling Walter und Schwarzkopf
nicht vergessen.
Manch’ schöne Stunden gab’s im Bunde,
weil man fast oben stand am End‘ der Runde.
Einer hatte Spaß daran,
er schuckte gar die Lampen an.
Auch Schiris gab’s und muß es geben,
sonst würden die Spieler gefährlich leben.
Aber wie sie dann pfeiffen und nicht viel laufen,
das ist doch oft zum Haare raufen.
Bei Passkontrolle und Visitte,
stand Schiedsrichter Nagel in der Mitte.
Plötzlich war der ganz schön sauer,
weil der Wilmut nicht Maler war, sondern Bauer.

Auswärtsspiele waren kein Genuß,
denn es gab keinen Mannschaftsbus.
Ein Fahrzeug gab’s oh weh, oh weh,
das war dem „Zigeuner” sein LKW.
Auch mit den Fußballstiefeln war’s sehr arg,
die gab’s meist übern Schwarzen Markt.

Gegen Niederhofen wurde gekickt und auch gestoßen,
mit kurzen und mit langen Hosen,
gelaufen, gekämpft um jeden Meter,
Viele staunten über Christian’s Elfmeter.

Aber nicht nur zum Fußballspielen braucht man Leute,
sonst wär’ doch ein Verein bald Pleite.
Damals stellte doch so mancher seinen Mann,
ich denk da an Bissinger, den Happel und den
Milch-Hermann.

Noch ein paar Worte nun zum Schluss,
Auf Wiedersehen, Gott zum Gruß,
singt ein paar Lieder und seid froh,
denn morgen ist‘s vielleicht nimmer so.

Ich wünsch’ uns allen viel Gesundheit und Wohlergehen,
und irgendwie wird’s schon weitergehen.
Ihr Männer seid zu Euren Frauen stets brav,
es grüßet Euch Euer Schmids Gustav.

Nach dem Bericht von Lothar Neumann zur Festschrift 90-Jahre TSV Stetten.

Steffen Hartmann

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